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Die Verneinung von Kunst

Die Verneinung von Kunst
Die Salzburger Liederabende 2005

Den beiden Liedprojekten zu Hugo Wolf and Antonín Dvořák, die Thomas Hampson in den Jahren 2003 und 2004 bei den Salzburger Festspielen präsentierte, folgte eine Saison später unter der Überschrift „Verboten und verbannt – Verfolgte Komponisten, verfolgte Musik“ die Beschäftigung mit einem völlig anderen Kapitel der Musikgeschichte. Parallel zum Abschluss des Salzburger Opern-Zyklus mit Werken österreichischer Exilkomponisten, der Zemlinskys „König Kandaules“, Wellesz’ „Bakchantinnen“, Korngolds „Tote Stadt“ und Schrekers „Gezeichnete“ umfasste, warfen Hampson und sein Pianist Wolfram Rieger in einem Soloabend und einem zweiten Konzert gemeinsam mit Melanie Diener und Michelle Breedt einen eingehenden musikalischen Blick auf das Liedrepertoire der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Auf dem Programm fanden sich – auf den ersten Blick überraschend – aber auch Namen wie Meyerbeer und Mendelssohn. Hampson, der wie in den Vorjahren für das Gesamtkonzept der Konzerte verantwortlich war, erläutert die dramaturgischen Überlegungen, die hinter dieser Auswahl stehen: „Wir wollten den Begriff der verbotenen oder ‚entarteten‘ Musik aus einer übergeordneten Perspektive betrachten. Es ging bei diesem Projekt weniger um die Kulturbarbarei der NS-Zeit allein als vielmehr um die Frage, wie und warum Musik oder Kunst verboten, verbannt, verpönt war oder worden ist, aus sogenannten ‚rassischen‘ Motiven, aufgrund der politischen Umstände oder aus welchen Gründen sonst. Es begann ja nicht erst mit den Nazis, sie waren eher der entsetzliche Endpunkt einer Entwicklung, die sich über Generationen erstreckt. Das wollten wir zeigen, indem wir auch Mahler, Mendelssohn und Meyerbeer aufgeführt haben. Bei den Nazis standen diese Komponisten auf dem Index, weil sie Juden waren, doch schon viel früher, auch zu Lebzeiten, hatten sie mit Ressentiments zu kämpfen. Im Grunde läuft die Beschäftigung mit diesem Thema auf eine einzige Frage hinaus: Was bedeutet es, wenn wir Kunstwerke verneinen? Was sagt es uns über uns selbst, und was ist letztlich das Resultat dieser Handlungsweise?“

Eine Antwort auf diese Fragen finden Sie auf den folgenden Seiten im Einführungstext des Literatur- und Theaterwissenschaftlers Jens Malte Fischer. Eine Auswahl aus den Programmen beider Konzerte liegt außerdem hier und in einem Live-Mitschnitt beim Label Orfeo d’Or.

Im Grunde läuft die Beschäftigung mit diesem Thema auf eine einzige Frage hinaus: Was bedeutet es, wenn wir Kunstwerke verneinen? Was sagt es uns über uns selbst, und was ist letztlich das Resultat dieser Handlungsweise?

Thomas Hampson

Teil der Projekte

Verboten und Verbannt

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