Verboten und Verbannt Song Texts and Translations
Song listing:
FELIX MENDELSSOHN (1809-1847)
1. Auf Flügeln des Gesanges, Op. 34, No. 2 Text: Heinrich Heine
2. Altdeutsches Frühlingslied, Op. 86, No. 6 Text: Friedrich von Spee
GIACOMO MEYERBEER (1791-1864)
3. Komm! (1837) Text: Heinrich Heine
4. Die Rose, die Lilie, die Taube (1838) Text: Heinrich Heine
5. Menschenfeindlich (1837) Text: Michael Beer
ALEXANDER ZEMLINSKY (1871-1942)
6. Mit Trommeln und Pfeifen, Op. 8, No. 3 Text: Detlev von Liliencron
7. Tod in Ähren, Op. 8, No. 4 Text: Detlev von Liliencron
8. Auf braunen Sammetschuhen, Op. 22, No. 1 Text: Christian Morgenstern
9. Abendkelch voll Sonnenlicht, Op. 22, No. 2 Text: Christian Morgenstern
10. Volkslied, Op. 22, No. 5 Text: Christian Morgenstern
11. Auf dem Meere meiner Seele, Op. 22, No. 6 Text: Christian Morgenstern
ERICH ZEISL (1905-1959)
12. Die Nacht bricht an (1935) Text: Hermann Lingg
13. Schrei (1935) Text: Walther Eidlitz
ARNOLD SCHÖNBERG (1874-1951)
14. Wie Georg von Frundsberg von sich selber sang, Op. 3, No. 1 Text: from Des Knaben Wunderhorn
15. Der verlorene Haufen, Op. 12, No. 2 Text: Viktor Klemperer
ALBAN BERG (1885-1935)
Ausgewählte Jugendlieder (1901-1904)
16. Vielgeliebte schöne Frau Text: Heinrich Heine
17. Schlummerlose Nächte Text: Martin Greif
18. Ferne Lieder Text: Friedrich Rückert
19. Grabschrift Text: Ludwig Jacobowski
ARNOLD SCHÖNBERG
20. Schenk mir deinen goldenen Kamm, Op. 2, No. 2 Text: Richard Dehmel
21. Erwartung, Op. 2, No. 1 Text: Richard Dehmel
GUSTAV MAHLER (1860-1911)
22. Blicke mir nicht in die Lieder! (1901/1902) Text: Friedrich Rückert
23. Ich atmet’ einen linden Duft (1901/1902) Text: Friedrich Rückert
24. Um Mitternacht (1901/1902) Text: Friedrich Rückert
25. Ich bin der Welt abhanden gekommen (1901/1902) Text: Friedrich Rückert
26. Liebst du um Schönheit (1901/1902) Text: Friedrich Rückert
Datei download
Song Texts and Translations from Verboten und Verbannt
Verboten-und-Verbannt-Song-Texts-and-Translations (pdf / 114,16 kB)Verboten und Verbannt
Thomas Hampson, baritone
Wolfram Rieger, piano
Live performance: August 18, 2005
Salzburg Festival, Mozarteum
Orfeo d'Or: 708061
Auf Flügeln des Gesanges, Op. 34, No. 2
Auf Flügeln des Gesanges, Op. 34, No. 2
Music: Felix Mendelssohn (1809-1847)
Text: Heinrich Heine (1797-1856)
An English translation by Marty Lucas, “On Wings of Song”, is available on Emily Ezust’s website http://www.lieder.net/.
Auf Flügeln des Gesanges,
Herzliebchen, trag ich dich fort,
Fort nach den Fluren des Ganges,
Dort weiß ich den schönsten Ort;
Dort liegt ein rotblühender Garten
Im stillen Mondenschein,
Die Lotosblumen erwarten
Ihr trautes Schwesterlein.
Die Veilchen kichern und kosen,
Und schaun nach den Sternen empor,
Heimlich erzählen die Rosen
Sich duftende Märchen ins Ohr.
Es hüpfen herbei und lauschen
Die frommen, klugen Gazelln,
Und in der Ferne rauschen
Des heilgen Stromes Well’n.
Dort wollen wir niedersinken
Unter dem Palmenbaum,
Und Liebe und Ruhe trinken,
Und träumen seligen Traum.
Altdeutsches Frühlingslied, Op. 86, No. 6
Altdeutsches Frühlingslied, Op. 86, No. 6
Music: Felix Mendelssohn (1809-1847)
Text: Friedrich von Spee (1591-1635)
An English translation of this song, “Old German Song of Springtime”, is available on Emily Ezust’s website http://www.lieder.net/.
Der trübe Winter ist vorbei,
Die Schwalben wiederkehren;
Nun regt sich alles wieder neu;
Die Quellen sich vermehren.
Laub allgemach nun schleicht an Tag,
Die Blümlein nun sich melden;
Wie Schlänglein krumm gehn lächelnd um
Die Bächlein kühl in Wälden.
Wo man nur schaut, fast alle Welt
Zur Freuden sich tut rüsten;
Zum Scherzen alles ist gestellt,
Schwebt alles fast in Lüsten.
Nur ich allein, ich leide Pein,
Ohn’ Ende werd ich leiden:
Seit du von mir und ich von dir,
O Liebste, mußte scheiden.
Komm! (1837)
Die Rose, die Lilie, die Taube (1838)
Die Rose, die Lilie, die Taube (1838)
Music: Giacomo Meyerbeer (1791-1864)
Text: Heinrich Heine (1797-1856)
An English translation by Paul Hindemith, “The Rose, The Lily…”, is available on Emily Ezust’s website http://www.lieder.net/.
Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die liebt’ ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb’ sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie lieb ich alleine.
Sie selber, aller Liebe,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.
Ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine.
Menschenfeindlich (1837)
Menschenfeindlich (1837)
Music: Giacomo Meyerbeer (1791-1864)
Text: Michael Beer (1800-1833)
English translation by Herbert Glass
von vielen gemieden, von allen verkannt,
so sitz’ ich den lieben, den sonnigen Tag
und lausche des Herzens unwilligem Schlag.
So sitz’ ich bei Mondes vertraulichem Schein
und starr’ in die leuchtende Nacht hinein.
Allein!
Nie gönnt mein Herz der Liebe Raum!
Ich hasse die Wirklichkeit, hasse den Traum,
den Sommer, den Winter, die Frühlingszeit,
was gestern ich haßte, das hass’ ich auch heut;
so sitz’ ich bei Mondes vertraulichem Schein
und starr’ in die leuchtende Nacht hinein.
Allein!
shunned, misunderstood by all,
thus I sit even through sunniest days
and feel my heart’s resentful beat.
Thus I sit with the moon’s intimate glow,
staring into the shining night.
Alone!
Never does my heart upon up to love.
I detest reality, detest the dream,
summer, winter, spring,
what yesterday I hated, I hate today.
Thus I sit with the moon’s intimate glow,
staring into the shining night.
Alone!
Mit Trommeln und Pfeifen, Op. 8, No. 3
Mit Trommeln und Pfeifen, Op. 8, No. 3
Music: Alexander Zemlinsky (1871-1942)
Text: Detlev von Liliencron (1844-1909)
An English translation by Emily Ezust, “With Drums and Fifes”, is available on her website http://www.lieder.net/.
Mit Trommeln und Pfeifen bin ich oft marschiert,
Neben Trommeln und Pfeifen hab’ ich oft präsentiert,
Vor Trommeln und Pfeifen bin ich oft avanciert
In den Feind, hurra!
Die Trommeln und Pfeifen, die hör’ ich nicht mehr,
Und Trommeln und Pfeifen, rückten sie her,
Hinter Trommeln und Pfeifen hinkte zu schwer
Mein Stelzfuß, o weh!
Wenn Trommeln und Pfeifen mir kämen in Sicht,
Gegen Trommeln und Pfeifen mein Ohr hielt’ ich dicht,
Die Trommeln und Pfeifen ertrüg’ ich nicht,
Mir bräche das Herz.
Und Trommeln und Pfeifen, das war mein Klang,
Und Trommeln und Pfeifen, Soldatengesang,
Ihr Trommeln und Pfeifen, mein Leben lang
Hoch Kaiser und Heer!
Tod in Ähren, Op. 8, No. 4
Tod in Ähren, Op. 8, No. 4
Music: Alexander Zemlinsky (1871-1942)
Text: Detlev von Liliencron (1844-1909)
An English translation by Emily Ezust, “Death Among the Corn”, is available on her website http://www.lieder.net/.
Im Weizenfeld, im Korn und Mohn,
Liegt ein Soldat, unaufgefunden,
Zwei Tage schon, zwei Nächte schon,
Mit schweren Wunden, unverbunden.
Durstüberquält und fieberwild,
Im Todeskampf
sein brechend Auge schlägt nach oben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild
Sein brechend Auge schlägt nach oben.
Die Sense rauscht im Ährenfeld,
Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden,
Ade, ade, du Heimatwelt –
Und beugt das Haupt und ist verschieden.
Auf braunen Sammetschuhen, Op. 22, No. 1
Auf braunen Sammetschuhen, Op. 22, No. 1
Music: Alexander Zemlinsky (1871-1942)
Text: Christian Morgenstern (1871-1914)
An English translation by John Glenn Paton, “On Brown Velvet Shoes”, is available on Emily Ezust’s website http://www.lieder.net/.
Auf braunen Sammetschuhen geht
Der Abend durch das müde Land.
Mit stiller Fackel steckt er nun
Der Sterne treue Kerzen an.
Sei ruhig, Herz! Das Dunkel kann
Dir nun kein Leid mehr tun.
Abendkelch voll Sonnenlicht, Op. 22, No. 2
Abendkelch voll Sonnenlicht, Op. 22, No. 2
Music: Alexander Zemlinsky (1871-1942)
Text: Christian Morgenstern (1871-1914)
English translation courtesy of Deutsche Grammophon
Noch einmal geneiget,
Eh’ des Tages Herze bricht
Und der Nacht verhüllt’ Gesicht
Seinen Tod beschweiget!
Alles Herzwehs Abendwein,
Laß dich trinken, trinken!
Glüh dein Gold in mich hinein!
Und dann mag auch über mein
Haupt ihr Antlitz sinken.
once again descending
ere the heart of day must break
and the veiled face of night
keep its death a secret!
All the evening wine of heartache
you must drink, drink up.
May your gold glow within me!
And then also may over my
head night’s countenance sink.
Volkslied, Op. 22, No. 5
Volkslied, Op. 22, No. 5
Music: Alexander Zemlinsky (1871-1942)
Text: Christian Morgenstern (1871-1914)
English translation courtesy of Deutsche Grammophon
Du gabst mir auch dein Herz;
Der Wald stand im Gewitter,
Wir liebten uns gar sehr.
Es waren weiße Korallen
Mit roten Adern fein,
Ich trug sie überm Herzen
Zusamt dem Herzen dein.
Zusamt den Herzen gab ich
Sie dir im Haus zurück:
Ein Bündel weißer Korallen
Und eine Welt voll Glück…
Du sahst mir in die Augen –
Du hast es nicht gewollt.
Ich aber, o mein Himmel,
Ich hab es so gesollt.
Ich muß mein Werk vollbringen
Und ward zu anderm nicht.
O Welt, deine süßen Dinge
Sind nicht für mich, für mich!
gave me your heart as well;
a thunderstorm lay on the forest,
we were very much in love.
They were white corals
with fine red veins.
I wore them on my heart
together with your heart.
Together with your heart I gave
them back to you at home:
a bundle of white corals
and a world full of happiness
You looked into my eyes -
you did not mean to.
But I, o my heaven,
I was forced to do so.
I must complete my work
and was not meant for other things.
O world, your sweets
are not for me, for me!
Auf dem Meere meiner Seele, Op. 22, No. 6
Auf dem Meere meiner Seele, Op. 22, No. 6
Music: Alexander Zemlinsky (1871-1942)
Text: Christian Morgenstern (1871-1914)
English translation courtesy of Deutsche Grammophon
Fliehen lustig weiße Segel,
Meine hellen Schwangedanken,
Vor dem Südwind meines Blutes.
Draußen hängt in grauen Fetzen
Sommerlicher Dauerregen -
Auf dem Meere meiner Seele
Fliehen lustig meine Segel.
Sonne lacht mit blauen Augen
Auf die fröhliche Regatta; -
Alle trüben Herzen möcht ich
Laden heut zum Segelfeste!
white sails flutter merrily,
my bright swan-thoughts,
before the south wind of my blood.
Outside in grey tatters hangs
a steady summer downpour -
on the sea of my soul
my sails flutter merrily.
Blue-eyed, the sun laughs
upon the cheery regatta; –
all gloomy hearts I would
invite today to the sailing party!
Die Nacht bricht an (1935)
Die Nacht bricht an (1935)
Music: Erich Zeisl (1905-1959)
Text: Hermann Lingg (1820-1905)
English translation by Ben Letzler
Die Sonne, die herabgesunken.
Der Tag, noch müd
von allen Kämpfen, schließt.
Einsam am Ufer treibt ein Kahn
Und alles, alles ist getan.
Und alles ruhen will,
So todesmüd, so traurig still.
Ein spätes Lied, die Nacht bricht an,
Und alles, alles ist getan.
the sunk-down sun.
The day, exhausted yet
from all its struggles, closes.
A rowboat lonesomely floats ashore
and all, all is done.
And everything wants rest,
so dead tired, so sadly still.
A late song, night falls,
and all, all is done.
Schrei (1935)
Schrei (1935)
Music: Erich Zeisl (1905-1959)
Text: Walther Eidlitz (1892-1976)
English translation by Ben Letzler
Schrie in der Nacht,
In den Häusern, in den Betten
Sind die Menschen aufgewacht,
In den Herzen, die sich hoben,
Zitterte der weiße Schrei.
Durch die eisgefror’ne Stille
Sauste er im fahlen Flug,
Roter Rauch auf seiner Stirne,
Leuchtend bleich ein Leichenzug.
Mit den Kolben, die sich warfen,
Bohrte er sich ein mit Gier
In den grenzenlosen Abgrund,
Und umarmend wie ein Tier,
Schrie er: “Du bist mein, du Erde,
Meer und Lande, mein, du Nacht!”
In den Häusern, in den Betten
Sind die Menschen aufgewacht!
cried in the night,
in their houses, in their beds,
the people are awakened.
In the hearts that rose up
quivered the white cry.
Through the ice-frozen silence
it whistled in pale flight,
red smoke on its brow,
shining pale, a funeral train.
With the pistons rotating
it bore forth voraciously
into the boundless abyss,
and embracing like a beast,
it cried: ‘Thou art mine, thou earth,
sea and land, mine, thou night!’
In their houses, in their beds
the people are awakened!
Wie Georg von Frundsberg von sich selber sang, Op. 3, No. 1
Wie Georg von Frundsberg von sich selber sang, Op. 3, No. 1
Music: Arnold Schönberg (1874-1951)
Text: from the Des Knaben Wunderhorn collection
Anonymous English translation
Und allzeit gewahrt dem Herren mein;
Zum Besten sein schickt ich mich drein,
Gnad, Gunst verhofft, dochs Gemüt zu Hof
Verkehrt sich oft.
Wer sich zukauft, der lauft weit vor
Und kömmt empor, doch wer lang Zeit
Nach Ehren streit, muß dannen weit,
Das sehr mich kränkt, mein treuer Dienst
Bleibt unerkennt.
Kein Dank noch Lohn davon ich bring,
Man wiegt g’ring und hat mein gar
Vergessen zwar, groß Not, Gefahr
Ich bestanden han, was Freude soll
Ich haben dran?
and always did my best for my lord;
did what I thought was best for him
and hoped for grace and favor, but at court
minds often change.
He who acquires possessions makes great strides
and rises in the world, but he who spends his time
striving for honor must travel far,
which grieves me sorely, my faithful service
being unrecognized.
I have had neither thanks nor reward;
I am accounted little, indeed, I am
forgotten; much hardship and danger
have I endured, what pleasure
does it give me?
Der verlorene Haufen, Op. 12, No. 2
Der verlorene Haufen, Op. 12, No. 2
Music: Arnold Schönberg (1874-1951)
Text: Viktor Klemperer (1881-1960)
English translation by Ben Letzler
Nun gilt es Sturm zu laufen;
Wir stehn zuvorderst aus freier Wahl,
Wir sind der verlorne Haufen.
Wer länger nicht mehr wandern mag,
Wes Füße schwer geworden,
Wem zu grell das Licht, wem zu laut der Tag,
Der tritt in unsern Orden.
Trinkt aus, schon färbt sich der Osten fahl,
Gleich werden die Büchsen singen,
Und blinkt der erste Morgenstrahl,
So will ich mein Fähnlein schwingen.
Und wenn die Sonne im Mittag steht,
So wird die Bresche gelegt sein;
Und wenn die Sonne zur Rüste geht,
Wird die Mauer vom Boden gefegt sein.
Und wenn die Nacht sich niedersenkt,
Sie raffe den Schleier zusammen,
Daß sich kein Funke drin verfängt
Von den lodernden Siegesflammen!
Nun vollendet der Mond den stillen Lauf,
Wir sehn ihn nicht verbleichen.
Kühl zieht ein neuer Morgen herauf -
Dann sammeln sie unsere Leichen.
now rise up in arms;
we stand foremost by our own free choice,
we are the lost troop.
He who no longer wants to wander,
whose foot has grown heavy,
for whom the light is too glaring, the day too loud,
let him join our ranks.
Drink up, it already grows pale in the East,
soon the guns will sing,
and there will shine the first ray of morning,
and so I want to fly my flag.
And when the sun stands at midday
the breach will have been made;
and when the sun sets
their cordon will have been wiped off the earth.
And when the night comes sinking down,
may it pull down the veil
so that no spark is caught up there
out of the blazing flames of victory!
Now the moon finishes its silent course,
we do not see it fade.
Cool comes a new morning,
then they gather up our bodies.
Vielgeliebte schöne Frau
Vielgeliebte schöne Frau
Music: Alban Berg (1885-1935)
Text: Heinrich Heine (1797-1856)
An English translation by Emily Ezust, “Late Autumn Fog, Cold Dreams”, is available on her website http://www.lieder.net/.
Spätherbstnebel, kalte Träume,
Überfloren Berg und Tal,
Sturm entblättert schon die Bäume,
Und sie schaun gespenstisch kahl.
Nur ein einzger, traurig schweigsam
Einzger Baum steht unentlaubt,
Feucht von Wehmutstränen gleichsam,
Schüttelt er sein grünes Haupt.
Ach, mein Herz gleicht dieser Wildnis,
Und der Baum, den ich dort schau
Sommergrün, das ist dein Bildnis,
Vielgeliebte schöne Frau!
Schlummerlose Nächte
Schlummerlose Nächte
Music: Alban Berg (1885-1935)
Text: Martin Greif (1839-1911)
Anonymous English translation
Meine Träume sind so wild.
Ihrer Grabesnacht entrissen
Schwebt vielleicht ihr süßes Bild
Über mein verödet Kissen.
my dreams are so wild.
Torn from the night of her grave,
her sweet picture might be soaring
above my desolate pillow.
Ferne Lieder
Ferne Lieder
Music: Alban Berg (1885-1935)
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
Anonymous English Translation
Ein Zypressenhain,
Alte Brunnen fließen.
Auf dem Meer im Abendschein
Schwarze Schwalben schießen.
Aus der weißen Villa dringt
Eine sanfte Klage:
Eine Frau, die spielt und singt
Lieder andrer Tage.
Eine große Stille spinnt,
die Fontänen steigen.
Und die fernen Lieder sind
Laut geword’nes Schweigen.
A cypress grove,
ancient springs flowing.
Above the sea in the evening glow
black swallows are darting.
From the white villa
comes a soft lament:
a woman playing and singing
songs of bygone days.
A great silence is spun,
the fountains rise;
and the distant songs
are silence turned to sound.
Grabschrift
Grabschrift
Music: Alban Berg (1885-1935)
Text: Ludwig Jacobowski (1868-1900)
Anonymous English translation
Als ich die alte Grabschrift sah
Im eingesunknen Marmorstein,
Da fiel mein totes Lieb mir ein.
O Gott, ich schrieb schon tausendmal
Das gleiche Lied aus gleicher Qual,
Und war doch keins wie dieses da:
“Dem Auge fern, dem Herzen nah!”
When I saw the old epitaph
on the sunken marble gravestone,
my dead love came to my mind.
O God, a thousand times I have written
the same song from the same anguish,
yet there was nothing like this:
‘Far from the eyes, close to the heart!’
Schenk mir deinen goldnen Kamm, Op. 2, No. 2
Schenk mir deinen goldnen Kamm, Op. 2, No. 2
Music: Arnold Schönberg (1874-1951)
Text: Richard Dehmel (1863-1920)
English translation by Ben Letzler
Jeder Morgen soll dich mahnen,
Daß du mir die Haare küßtest.
Schenk mir deinen seidnen Schwamm;
Jeden Abend will ich ahnen,
wem du dich im Bade rüstest -
oh, Maria!
Schenk mir Alles, was du hast;
Meine Seele ist nicht eitel,
Stolz empfang ich deinen Segen.
Schenk mir deine schwerste Last:
Willst du nicht auf meinen Scheitel
Auch dein Herz, dein Herz noch legen -
Magdalena?
may every morning remind you
that you kissed my hair.
Give me your silken sponge;
every evening I wish to sense
for whom you made ready in the bath -
o Maria!
Give me everything you have;
my soul is not vain,
proudly I accept your blessing.
Give me your heaviest burden:
on the crown of my head, do you not wish
to place your heart too, your heart yet -
Magdalena?
Erwartung, Op. 2, No. 1
Erwartung, Op. 2, No. 1
Music: Arnold Schönberg (1874-1951)
Text: Richard Dehmel (1863-1920)
English translation by Herbert Glass
Neben der roten Villa
Unter der toten Eiche
Scheint der Mond.
Wo ihr dunkles Abbild
Durch das Wasser greift,
Steht ein Mann und streift
Einen Ring von seiner Hand.
Drei Opale blinken;
Durch die bleichen Steine
Schwimmen rot und grüne
Funken und versinken.
Und er küßt sie, und
Seine Augen leuchten
Wie der meergrüne Grund:
Ein Fenster tut sich auf.
Aus der roten Villa
Neben der toten Eiche
Winkt ihm eine bleiche
Frauenhand.
near the red villa
beneath the dead oak
shines the moon.
Where her dark reflection
stretches out through the water
stands a man and takes
a ring from his hand.
Three opals glitter;
through the pale stones
swim red and green
sparks and sink.
And he kisses her,
and his eyes shine
like the sea-green ground:
a window is opened.
From the red villa
near the dead oak
a lady’s hand
waves to him
Blicke mir nicht in die Lieder!, Fünf Rückertlieder
Blicke mir nicht in die Lieder!, Fünf Rückertlieder
Music: Gustav Mahler (1860-1911)
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
An English translation by Emily Ezust, “Look Not Into My Songs!”, is available on her website http://www.lieder.net/.
Blicke mir nicht in die Lieder!
Meine Augen schlag’ ich nieder,
Wie ertappt auf böser Tat.
Selber darf ich nicht getrauen,
Ihrem Wachsen zuzuschauen.
Deine Neugier ist Verrat!
Bienen, wenn sie Zellen bauen,
Lassen auch nicht zu sich schauen,
Schauen selber auch nicht zu.
Wann die reichen Honigwaben
Sie zu Tag gefördert haben,
Dann vor allen nasche du!
Ich atmet’ einen linden Duft, Fünf Rückertlieder
Ich atmet’ einen linden Duft, Fünf Rückertlieder
Music: Gustav Mahler (1860-1911)
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
An English translation by Emily Ezust, “I Breathed a Gentle Fragrance”, is available on her website http://www.lieder.net/.
Ich atmet’ einen linden Duft!
Im Zimmer stand
Ein Zweig der Linde,
Ein Angebinde
Von lieber Hand.
Wie lieblich war der Lindenduft!
Wie lieblich ist der Lindenduft!
Das Lindenreis
Brachst du gelinde!
Ich atme leis
Im Duft der Linde
Der Liebe linden Duft.
Um Mitternacht, Fünf Rückertlieder
Um Mitternacht, Fünf Rückertlieder
Music: Gustav Mahler (1860-1911)
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
An English translation by Emily Ezust, “At Midnight”, is available on her website http://www.lieder.net/.
Um Mitternacht
Hab’ ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Hab’ ich gedacht
Hinaus in dunkle Schranken.
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Nahm ich in Acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz’ger Puls des Schmerzens
War angefacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Kämpft’ ich die Schlacht,
O Menschheit, deiner Leiden;
Nicht konnt’ ich sie entscheiden
Mit meiner Macht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Hab’ ich die Macht
In deine Hand gegeben!
Herr über Tod und Leben
Du hältst die Wacht
Um Mitternacht!
Ich bin der Welt abhanden gekommen, Fünf Rückertlieder
Ich bin der Welt abhanden gekommen, Fünf Rückertlieder
Music: Gustav Mahler (1860-1911)
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
An English translation by Emily Ezust, “I Am Lost to the World”, is available on her website http://www.lieder.net/.
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange von mir nichts vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben.
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgewimmel,
Und ruh’ in einem stillen Gebiet.
Ich leb’ allein in mir und meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied.
Liebst du um Schönheit, Fünf Rückertlieder
Liebst du um Schönheit, Fünf Rückertlieder
Music: Gustav Mahler (1860-1911)
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
An English translation by David Kenneth Smith, “If You Love for Beauty”, is available on Emily Ezust’s website http://www.lieder.net/.
Liebst du um Schönheit,
O nicht mich liebe!
Liebe die Sonne,
Sie trägt ein gold’nes Haar!
Liebst du um Jugend,
O nicht mich liebe!
Liebe der Frühling,
Der jung ist jedes Jahr!
Liebst du um Schätze,
O nicht mich liebe.
Liebe die Meerfrau,
Sie hat viel Perlen klar.
Liebst du um Liebe,
O ja, mich liebe!
Liebe mich immer,
Dich lieb’ ich immerdar.