Den hundertsten Todestag Antonín Dvořáks, des bedeutendsten tschechischen Komponisten, nahm Thomas Hampson im Sommer 2004 zum Anlass für ein Liedprojekt bei den Salzburger Festspielen, das die 2001 mit „I Hear America Singing“ und 2003 mit zwei Hugo-Wolf-Abenden begonnene Reihe von Konzerten fortsetzte, die einem thematischen Schwerpunkt gewidmet waren. Da neben den Werken Dvoráks nur wenig tschechisches Liedrepertoire existiert, das man diesen hätte gegenüberstellen können, entschied sich Hampson für eine andere Form der Präsentation und fand für das Programm, das gemeinsam mit Barbara Bonney, Michelle Breedt, Georg Zeppenfeld und Wolfram Rieger bestritt, drei Überschriften, die verschiedene Aspekte von Dvořáks Biografie widerspiegeln. Der erste Teil, „Dvořák in seiner Welt“, reflektiert mit einem Querschnitt durch sein Liedœuvre der 1860er bis 1880er Jahre die Verbundenheit des Komponisten mit der musikalischen Kultur und Tradition seiner tschechischen Heimat. Der kosmopolitischen Komponente im Leben Dvořáks, der als einer der ersten europäischen Musiker über einen längeren Zeitraum in den USA wirkte, trägt der zweite Programmabschnitt unter der Überschrift „Dvořák und seine Freunde in der Neuen Welt“ Rechnung. Amerikanische Zeitgenossen und ihre musikalischen Nachfolger, wie etwa Arthur Farwell, Charles Wakefield Cadman, Edward MacDowell und Charles Ives, kommen hier ebenso zu Wort (oder zu Ton) wie Spirituals, deren spezifische melodische und harmonische Eigenheiten in verschiedenen Werken Dvoráks ihren schöpferischen Niederschlag fanden. Den Bogen zurück nach Europa schlägt dann der dritte Teil, der unter dem Motto „Dvořák und die Welt des Glaubens“ dessen Biblische Lieder mit den Vier ernsten Gesängen von Brahms und ausgewählten „Wunderhorn“-Vertonungen Gustav Mahlers kontrastiert. Abgerundet wird dieses umfangreiche Dvořák-Panorama mit Mahlers „Liedern eines fahrenden Gesellen“ und Werken von Liszt und Richard Strauss, die Thomas Hampson im Rahmen eines Soloabends gestaltete.
Die Programmeinführung des Literatur- und Theaterwissenschaftlers Jens Malte Fischer sowie eine vollständige pdf-Datei des Salzburger Programmhefts einschließlich der mehrsprachigen Gesangstexte finden Sie auf den folgenden Seiten. Ein Mitschnitt des dreiteiligen „Marathons“ ist bei Orfeo auf CD erschienen.