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Hanns Eisler:
Song Texts & Translations

An die Überlebenden

An die Überlebenden
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut,
In der wir untergegangen sind,
gedenkt,
wenn ihr von unsren Schwächen sprecht,
auch der finsteren Zeit,
der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd,
durch die Klassenkriege, verzweifelt,
wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.
Dabei wußten wir doch:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge,
auch der Zorn gegen das Unrecht
macht die Stimme heiser.
Wir, die den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit,
wir konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit ist,
daß der Mensch dem Menschen kein Wolf mehr ist,
gedenket unser mit Nachsicht.
You will emerge from the flood
In which we have gone under
Remember
When you speak of your failings
The dark time too
Which you have escaped.

For we went, changing countries oftener than our shoes
Through the wars of the classes, despairing
When there was injustice only, and no rebellion.
And yet we know:
Hatred, even of meanness, contorts the features.
Anger, even against injustice
Makes the voice hoarse.
Oh, we who wanted to prepare the ground for friendliness
Could not ourselves be friendly.

But you, when the time comes at last
And man is helper to man
Think of us with forbearance.

Die Heimkehr

Die Heimkehr
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Die Vaterstadt, wie find ich sie doch?
Folgend den bombenschwärmen
Komm ich nach Haus.
Wo denn liegt sie?

Wo die ungeheueren
Gebirge von Rauch stehn.
Das in den Feuern dort
Ist sie.

Die Vaterstadt, wie empfängt sie mich wohl?
Vor mir kommen die Bomber. Tödliche Schwärme
Melden euch meine Rückkehr. Feuersbrünste
Gehen dem Sohn voraus.
My native town: what will it look like?
Guided by bomber squadrons
I shall come home.
Where will it lie?

There, where those mountainous
Pinnacles of smoke stand.
There, in the furnace. That
Is it.

My native town: then how will it greet me?
Before me go the bombers. Death-dealing locusts
Tell you I shall be coming. Conflagrations
Hail the son’s return.

Die Stadt ist nach den Engeln genannt

Die Stadt ist nach den Engeln genannt
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Die Stadt ist nach den Engeln genannt
und man begegnet allenthalben Engeln.
Sie riechen nach Öl und tragen goldene Pessare,
und mit blauen Ringen um die Augen füttern sie
allmorgentlich die Schreiber in ihren Schwimmpfühlen.
The city is named after the angels
And you meet angels on every hand.
They smell of oil and wear golden pessaries,
And, with blue rings round their eyes,
Feed the writers in their swimming pools every morning.

Diese Music

Diese Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Diese Stadt hat mich belehrt,
Paradies und Hölle können eine Stadt sein.
Für die Mittellosen
Ist das Paradies die Hölle.
This city has made me realize:
Paradise and hell-fire are the same city.
For the unsuccessful
Paradise itself serves as hell-fire.

Elegie 1939

Elegie 1939
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten.
Eine glatte Stirn
deutet auf Unempfindsamkeit hin.
Der Lachende
hat die furchtbare Nachricht nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten,
wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist,
weil es Schweigen über so viel Untat einschließt.
Der dort ruhig über die Straße geht,
ist nicht mehr erreichbar für seine Freunde,
die in Not sind.

Man sagt mir: Iß und trink,
sei froh, daß du hast.
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
ich dem Hungrigen entreiße, was ich esse und
mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt.
Und doch trinke und esse ich.

Ich wär auch gern weise.
In den alten Büchern steht, was weise ist:
sich aus dem Streit der Welt zu halten, seine kurze Zeit
ohne Angst zu verbringen,
seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen.
Alles das kann ich nicht.
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten.
Truly, I live in dark times!
A smooth forehead
Suggests insensitivity.
The man who laughs
Has simply not yet had the terrible news.

What kind of times are they, when
A talk about trees is almost a crime
Because it implies silence about so many horrors?
That man there calmly crossing the street
Is already perhaps beyond the reach of his friends
Who are in need?

They say to me: Eat and drink!
Be glad you have it!
But how can I eat and drink
if I snatch what I eat from the starving, and
My glass of water belongs to one dying of thirst?
And yet I eat and drink.

I would also like to be wise.
In the old books it says that wisdom is:
To shun the strife of the world and to live out
Your brief time without fear,
Not to fulfill your desire but to forget them is accounted wise.
All this I cannot do:
Truly, I live in dark times.

Hollywood-Elegie Nr. 7

Hollywood-Elegie Nr. 7
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Naomi Replansky (b. 1918)
Based on a text by Bertold Brecht (1898-1956)

I saw many friends, and the friends I loved the most among them
Helplessly sunk into the swamp
I pass by daily.

And a drowning was not over
In a single morning.
This made it more terrible.
And the memory
Of our long talks
About the swamp, which already
Held so many powerless.

Now I watched him leaning back
Covered with leeches
In the shimmering
Softly moving slime:
Upon the sinking face
The ghastly
Blissful smile.
Ich sah viele Freunde, und unter ihnen jene, die ich am meisten liebte
hilflos im Sumpf versunken
an dem ich jeden Tag vorbeigehe.

Und ein Ertrinken war nicht vorüber
an einem einzigen Morgen.
Das machte es noch schlimmer.
Und die Erinnerung
an unsere langen Gespräche
über den Sumpf, der bereits
so viele Hilflose gefangen hielt.

Jetzt betrachtete ich ihn, zurückgelehnt
Bedeckt mit Blutegeln
in dem schimmerndem
sanft bewegten Schlamm:
Auf dem versinkenden Gesicht
das verzerrte
beglückte Lächeln.

In den Hügeln wird Gold gefunden

In den Hügeln wird Gold gefunden
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

In den Hügeln wird Gold gefunden
An der Küste findet man Öl.
Größere Vermögen
Bringen die Träume vom Glück
Die man hier auf Zelluloid schreibt.
In the hills are the gold prospectors
by the sea you come upon oil.
Greater fortunes far
are won from those dreams of happiness
which are kept on celluloid spools.

In die Städte kam ich

In die Städte kam ich
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung,
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs,
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten.
Schlafen legt’ ich mich unter die Mörder.
Der Liebe pflegt ich achtlos,
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit.
Die Sprache verriet mich dem Schlächter.
Ich vermochte nur wenig.
Aber die Herrschenden
Waren ohne mich sicherer, das hoffte ich, das hoffte ich.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel lag in weiter Ferne,
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
kaum zu erreichen. So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
I came to the cities in a time of disorder
When hunger reigned there.
I came among men in a time of revolt
And I rebelled with them.
So passed my time
Which had been given to me on earth.

My food I ate between battles
To sleep I lay down among murderers
Love I practiced carelessly
And nature I looked at without patience.
So passed my time
Which had been given to me on earth.

All roads led into the mire in my time.
My tongue betrayed me to the butchers.
There was little I could do.
But those in power
Sat safer without me: that was my hope.
So passed my time
Which had been given to me on earth.

Our forces were slight. Our goal lay far in the distance
It was clearly visible, though I myself
Was unlikely to reach it. So passed my time
Which had been given to me on earth.

Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen

Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by Michael Hamburger

Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen,
Geh’ ich zum Markt, wo Lügen verkauft werden.
Hoffnungsvoll
Reihe ich mich ein unter die Verkäufer
Every day, to earn my daily bread,
I go to the market where lies are bought.
Hopeful
I take up my place among the sellers.

Über die Dauer des Exils

Über die Dauer des Exils
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Schlage keinen Nagel in die Wand,
wirf den Rock auf den Stuhl.
Warum für vier Tage vorsogen,
du kehrst morgen zurück.

Laß den kleinen Baum ohne Wasser.
Warum einen Baum pflanzen?
Bevor er so hoch wie eine Stufe ist,
gehst du froh weg von hier.

Zieh die Mütze ins Gesicht,
wenn die Leute vorbeikommen.
Wozu in einer fremden Grammatik blättern?
Die Botschaft, die dich ruft,
ist in bekannter Sprache geschrieben.

So wie der Kalk vom Gebälk blättert
(tue nichts dagegen),
so wird der Zaun der Gewalt zermorschen
der an der Grenze aufgerichtet ist gegen die Gerechtigkeit.
Don’t knock any tails in the wall
Just throw your coat on the chair.
Why plan for four days?
Toworrow you’ll go back home.

Leave the little tree without water.
Why plant a tree now?
You’ll pack your bags and be away
Before it’s as high as a doorstep.

Pull your cap over your eyes
when people pass.
What use thumbing through a foreign grammar?
The message that calls you home
Is written in a language you know.

As whitewash peels from the ceiling
(Do nothing to stop it!)
So the block of force will crumble
That has been set up at the frontier to keep out justice.

Unter den grünen Pfefferbäumen

Unter den grünen Pfefferbäumen
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Unter den grünen Pfefferbäumen
gehn die Musiker auf den Strich,
zwei und zwei
mit den Schreibern. Bach
hat ein Strichquartett im Täschchen,
Dante schwenkt
den dürren Hintern.
Beneath the green pepper trees
The musicians play the whore,
Two by two
With the writers. Bach
Has written a Strumpet Voluntary.
Dante wriggles
His shriveled bottom.

Vom Sprengen des Gartens

Vom Sprengen des Gartens
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiß’ nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten baden erfrische du.
Oh, sprinkle the garden, you must freshen up the green.
Watering the thirsty fruit trees, give more than enough. And
Do not overlook the shrubbery, even
If it bears no fruit, seems to fade away.
Nor should you forget
Among the flowers there’s bindweed, just as
Thirsty. Do not water only where there’s
Fresh grass, or pick on the browner parts
For the naked earth needs refreshment too.

Winterspruch

Winterspruch
Music: Hanns Eisler (1898-1962)
Text: Bertold Brecht (1898-1956)
English Translation by John Willett

Der Schnee beginnt zu treiben
Wer wird denn da bleiben?
Da bleiben, wie immer so auch heut
Der steinige Boden und die armen Leut.
It’s snowing and it’s raining.
So what will be remaining?
What will remain here as before
Is freezing pavements and the very poor.

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